Sanierungsprojekt der Altstadfreunde

Handwerkerhaus

Über Jahrhunderte hinweg hatten Rot-, Schwarz- und Zirkelschmiede ihre Werkstätten und Wohnungen in den drei kleinen Handwerkerhäusern Kühnertsgasse 18/20/22. Sie entstanden zwischen 1377 und 1434 in der Zeit der letzten Stadterweiterung in der Nähe des Marientors. Ab dem 16. Jahrhundert erfolgten immer wieder Umbauten und weitere Veränderungen im 19. Jahrhundert.
Es grenzt an ein Wunder, dass diese Häuser den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Doch in der Nachkriegszeit waren unübersehbare Schäden durch mangelnden Bauunterhalt und jahrzehntelangen Leerstand entstanden. Zwei mit Absicht gelegte Brände, die rechtzeitig gelöscht werden konnten, verursachten weitere Schäden.
Im Jahr 1974 wurden alle drei Häuser unter Denkmalschutz gestellt, ohne dass sich jemand um ihren Erhalt gekümmert hätte. Die Denkmalschutzbehörde verhinderte einen Abbruch der Häuser. Erst 2002 erwarben die Altstadtfreunde die heruntergekommenen Häuser zu einem symbolischen Preis von einem Euro.

 

Im Erdgeschoss des 1434 erbauten Fachwerkhauses Nr. 20 befand sich eine große Schmiede. In der frühen Neuzeit war Nürnberg ein bedeutendes Zentrum der Messerherstellung.

Zur Blütezeit wurden jährlich bis zu 4,5 Millionen Messer gefertigt und in ganz Europa vertrieben. Im Jahr 1598 hat man das Fachwerk im Erdgeschoss gegen Sandsteinquader

ausgetauscht und einen Aufzugserker aufgesetzt. Eine Heirat brachte es mit sich, dass die Häuser Nr. 18 und 20, verbunden durch eine Türe im Erdgeschoss zu einem Anwesen wurden.

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Eine von vielen Überraschungen: die Entdeckung einer Spitzbogentüröffnung in der mittelalterlichen Bohlenwand. Rekonstruiert wurde von uns eine Dielenküche wie im Haus Nr. 18. Freigelegt wurden Teile einer Wohnstube aus dem Jahr 1434 mit Bisterfassung (Mischung aus Ruß und Kasein), die den Bohlenwänden der Stube ein düsteres Aussehen verleiht. Ein neu gemauerter Schüsselkachelofen vor dem Schürloch der Küche vervollständigt die Ausstattung.
Um dem Haus sein historisches Dach wieder zu geben, fertigten Mitglieder der Altstadtfreunde im Herbst 2005 im Freilandmuseum in Bad Windsheim von Hand etwa 1500 Hohlziegel. Während der Wintermonate konnten sie trocknen. Nach alter Tradition wurden sie am St. Josefstag 2006 gebrannt. Somit konnte die straßenseitige Hälfte des Hauses Nr. 20 damit gedeckt werden. Von einem alten Bauernhaus in Stein bei Nürnberg stammen die restlichen Ziegel.

Heute

Eine Attraktion ist seit dem Jahr 2013 eine noch vollständig erhaltene Messer- und Werkzeugschmiede. 1865 von einer Familie Bär in Lauf a. d. Pegnitz eingerichtet und von den Nachkommen bis 1968 weitergeführt, fügt sie sich perfekt in die Geschichte der Handwerkerhäuser ein. Allein in der kleinen Kühnertsgasse übten 16 Messerschmiede ihr Handwerk aus. Die Schmiede ist eine Dauerleihgabe des Fränkischen Freilandmuseums. Die Räume im ersten Stock des Hauses werden in wechselnde Sonderausstellungen intergriert.

1434 / 1598

Baujahr

2005 - 2010

Sanierung

Architekturbüro Albert & Reinecke

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