Die Rettung dieser Häuser war an Dramatik nicht zu überbieten. Die Stadt Nürnberg plante an dieser Stelle den Abbruch aller Häuser und stattdessen eine vierspurige Straße durch die Altstadt. Eine Bauträgergesellschaft kaufte 1972 die drei „Unschlittplatz-Häuser“, kündigte allen Mietern und überließ die Häuser dem Verfall. Geplant hatte die Gesellschaft nach dem Abbruch den Neubau eines einheitlichen Wohnblocks, der für den Bau der neuen Straße Platz ließ.

Aufbegehren!

Jetzt traten die Altstadtfreunde auf den Plan. Das war Ende September 1976. Mit Aktionen, Spruchbändern, und Plakaten mobilisierten sie die Nürnberger Öffentlichkeit. Die Stadt konnte nicht umhin, ihren Plan zu überdenken und ihn schließlich aufzugeben. Damit war das Terrain für den Bauträger nicht mehr interessant.

Schließlich kauften die Altstadtfreunde das Ensemble und verkauften es ohne Gewinn an Privatleute. Diese waren bereit, mit Unterstützung der Altstadtfreunde ihr erworbenes Haus zu sanieren. Das „Unschlittplatz-Modell“ der Altstadtfreunde war geboren. Einige Häuser sollten diesem Beispiel folgen.

Die drei Häuser wurden im 15./16.Jahrhundert erbaut. Für die neuen Besitzer bedeutete die Sanierung eine große Herausforderung. Die Hausfassaden konnten mit finanzieller Hilfe der Altstadtfreunde saniert werden: Ergänzt wurde an mehreren Stellen das historische Fachwerk der Hausnummern 8 und 12, restauriert die Schaufenster-Architektur in den Häusern 8 und 10.

Details

Auf ein Ereignis von überregionaler Bedeutung weist eine Tafel am Haus Nr. 8 hin. Hier tauchte am 26. Mai 1828 Kaspar Hauser auf. Schicksal und Herkunft des geheimnisvollen Unbekannten haben nach seiner Ermordung 1833 in Ansbach damals die Welt beschäftigt und geben auch heute noch zu zahlreichen Spekulationen Anlass. War er der Sohn des Großherzogs von Baden oder ein Betrüger? An der Ecke desselben Hauses ist die Kopie einer Madonna mit Kind angebracht. Das Original von 1599 wurde im Krieg abgenommen und ist heute vermutlich in Privatbesitz.

15./16. Jahrhundert

Baujahr

 

1976 - 1981

Sanierung

 

Architekten

Wolf-Dietrich Jurck (Haus-Nr. 8 und 10)
Christa Baumgartner (Haus-Nr. 12)

Heute

Heute bietet der Unschlittplatz ein beeindruckendes historisches Gesamtbild. In den drei sanierten Häusern wohnen seit 1981 zufriedene Mieter. Die Läden sind ebenfalls vermietet. Alle Anwohner schätzen es, dass der ehemalige Parkplatz heute zum Verweilen unter Schatten spendenden Bäumen einlädt und keine vierspurige Straße vorbeiführt.

 

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