Sanierungsprojekt der Altstadfreunde

Handwerkerhaus

Das wunderschöne Fachwerk verbarg sich hinter hässlichem Putz von undefinierbarer, trüber Farbe. Was das Innere angeht, war die Statik alarmierend, denn der Zahn der Zeit hatte gewaltig an der Substanz genagt: Es fand sich kaum mehr ein rechter Winkel, kein waagrechter Fußboden, fast keine lotrechte Wand. Am gesamten Fachwerk, innen und außen, ließ sich eine starke Neigung nach Norden feststellen.

 

Nach der Freilegung der Fachwerkfassade 1975 durch die Altstadtfreunde erkannte man die Bedeutung des aus dem Jahr 1453 stammenden Hauses als eines der wertvollsten spätgotischen Gebäude in Nürnberg. Das anfangs zweigeschossige Eckhaus wurde im Jahr 1477 um ein Stockwerk aufgestockt. Drei Jahrhunderte später ersetzte man das Fachwerk der Außenwände im Erdgeschoss durch Sandsteinquader. Sichtbar ist das Fachwerk von Nummer 18 an seiner Südwand heute noch im Erdgeschoss der Nachbarhauses Nummer 16. Danach wurde auch das alte Fachwerk im 1. Stock ausgewechselt.

Im Jahr 1978 kauften nach reiflicher Überlegung die Altstadtfreunde das Gebäude und sanierten es von Grund auf vollständig. Immer wieder erleben wir bei Sanierungen unsere Überraschungen. So auch hier. Die Häuser Obere Krämersgasse 3 und unser Haus verband ein alter, zweisitziger, durch eine Bretterwand geteilter Abtritt in der gemeinsamen Fachwerkwand und eine gemeinsame Fäkaliengrube. Was wir bei allen unseren Häusern in Eigenarbeit machen können, wird gemacht. So schlug in diesem Haus die Geburtsstunde unserer Baugruppe.

Jeden Samstagvormittag trafen sich etwa 12 Frauen und Männer, um Schutt zu beseitigen, Balken zu säubern, Putz abzuschlagen und so weiter und so fort. Dabei stießen sie auch auf eine Brandbombe aus den Zweiten Weltkrieg und ein heiles Hühnerei im Hohlraum einer Zimmerdecke. Es waren und sind heute noch beispielsweise Lehrer, Buchhalterinnen, Bankmanager, Rentnerinnen und Rentner, die sich hier engagieren. Allein bei diesem Haus leisteten sie rund 1.250 Arbeitsstunden und ersparten den Altstadtfreunden Kosten von 40-50.000 DM.

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Im dritten Obergeschoss wurde eine Bohlenstube mit Eselsrückentüre freigelegt. Eine Besonderheit. In den Bogen über der Haustüre passten wir ein schmiede-
eisernes Oberlichtgitter ein. Gefunden hatten wir es unter Eisenschrott in der Scheune Zirkelschmiedsgasse 30. Der Aufzugserker von 1550/70 mit seinen geschweiften Andreaskreuzen präsentiert sich mit von uns freigelegten Schlitzöffnungen.

Heute

Das sanierte Haus bietet heute einen Laden im Erdgeschoss, im ersten und zweiten Stockwerk eine jeweils abgeschlossene Zweizimmerwohnung und eine Maisonette-Wohnung im dritten Stock mit innerer Verbindungstreppe zum Dachgeschoss. Alle Mieter genießen die durch die sichtbar belassenen alten Bauteile entstandene besondere Atmosphäre des Hauses.

1453/77

Baujahr

1975 - 1982

Sanierung

Architekten Helmut und Gerhard Kröck

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