Sanierungsprojekt der Altstadfreunde

Handwerkerhaus

In der Weißgerbergasse stehen so viele historische Häuser wie sonst in keiner anderen Straße der Nürnberger Altstadt. Besonders das Haus Nummer 10 zieht wegen seiner Größe und seines Giebels die Blicke der Passanten auf sich. Es hat erfreulicherweise die verheerenden Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden. Was der Krieg nicht gemacht hatte, schafften mangelnder Bauunterhalt und jahrelanger Leerstand: dem Haus drohte die Abrissbirne. Mehrere Abriss-Anträge wurden von der Stadt Nürnberg erfreulicherweise stets abgelehnt. Im August 2000 erwarben die Altstadtfreunde das Anwesen.

 

Als Gerberhaus wurde es 1389 erstmals erwähnt. Im Verlauf seiner Geschichte folgte etwa ab dem Jahr 1539 fast 300 Jahre lang eine Schreinerei. Sie wurde 1950 von einer Metzgerei abgelöst und ab den 1970er Jahren befand sich in dem Haus die Wirtschaft „Zum Schusserboum“.

Zu Beginn der Sanierungsarbeiten stellte man fest, dass das Haus auf einer meterdicken, vierhundertjährigen Schutt-und Abfallschicht stand. Während der Arbeiten an einem neuen Fundament fand man Reste von zwei über 600 Jahre alten Gerberbottichen und unzählige Knochen von Schafen und Ziegen, deren Felle hier gegerbt wurden.

Die bis zu 60 Zentimeter durchhängenden Zimmerdecken konnten bis auf etwa zehn Zentimeter angehoben werden. Die in einem Gerberhaus üblichen Galerien waren bei der barocken Umgestaltung im Jahr 1728 abgebrochen worden. Das alte Gerberhaus zu rekonstruieren, war nicht möglich. So blieb nur die Wiederherstellung des Hauses von 1728 mit seinem ockerfarbenen Fachwerk.

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Ein Erker aus dem Jahr 1390 war 1951 abgebrochen worden. Er wurde nach erkennbaren Spuren im Dachstuhl wieder rekonstruiert und ist heute wieder voll funktionsfähig. Die intakte Aufzugswinde wurde unversehrt auf dem Dachboden gefunden. Der Dachstuhl aus dem Jahr 1390 ist einer der wenigen, fast komplett erhaltenen mittelalterlichen Dachstühle in Nürnberg.
Das Glanzstück des Hauses ist die Rokokostube im ersten Stock. Die Bemalung der Holzvertäfelung und der Kassettendecke zählt zu den bedeutendsten Rokokomalereien Nürnbergs. Ihre Erhaltung ist der Nürnberger Denkmalbehörde zu verdanken, die die gesamte Vertäfelung bereits in den 1980er Jahren geborgen hatte. Der Holzfußboden stammt aus einem Bayreuther Palais. Er wurde von einem fachkundigen Bürger vor dem Feuer gerettet und den Altstadtfreunden geschenkt.

Heute

Seit seiner Sanierung trägt das Haus den Namen des Gründers der Altstadtfreunde: Dr. Erich Mulzer. Der Verein hat heute in diesem Haus seine Büroräume und eine Bibliothek im Erdgeschoss. Das alte Gerberhaus wurde somit zur Ideenschmiede für unsere ehrenamtlichen Aktivitäten und zur Anlaufstelle für unsere Mitglieder. Seit 2022 schmückt ein Ausleger mit dem Greif, dem Symbol der Altstadtfreunde, die Fassade.

1390/1728

Baujahr

2002 - 2009

Sanierung

Architekturbüro Albert & Reinecke

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